Menschen,  Natur & Wandern,  Reisen,  Tiere

Vanlife 2: Durchs Outback

unsere Reise im Campervan hat eine überraschende Wendung genommen! Nachdem der Start aufgrund Andreas Erkrankung etwas rau war hatten wir uns langsam etwas eingegroovt und ans Leben im Camper gewöhnt. Je weiter nördlich wir kamen, desto heißer und Fliegenreicher wurde es allerdings.

Hier in Westaustralien gibt es Unmengen an sogenannten bush flies – sobald man jeglichen geschlossenen Raum verlässt ist man sehr schnell mit einem Schwarm von sehr aufdringlichen Fliegen umgeben, die es auf die Körperflüssigkeiten abgesehen haben. Also ja, die Viecher versuchen dir ins Ohr, in die Nase, in den Mund, in die Augen zu wuseln. Zwar hatten wir mittlerweile Imkernetze wie alle anderen Reisenden auch, aber es nervte uns zusehends. Zudem war einer meiner Wünsche, die Natur zu sehen und viel zu wandern. Angesichts 40 °C plus wurde das immer schwieriger zu realisieren, und so haben wir uns entschlossen unsere Route etwas zu ändern: Wir sind zunächst noch nach Norden in die berühmte Shark Bay gefahren, und haben uns dort off-grid auf einer alten Schaffarm eingemietet, dann sind wir allerdings über Geraldton direkt Inland gefahren, um über Mount Magnet eine Erfahrung im echten Outback zu machen. Von dort ging es dann aber nach Süden, um in Paynes Find eine Känguru-Aufzuchtstation zu besichtigen.

Das Hauptziel in der Shark bay ist die Halbinsel, auf der der Touristenort Monkey Mia liegt. Wir haben uns entschlossen, die Massen zu umgehen und uns noch weiter inland auf einer alten Schaffarm einzumieten – Hamelin Station Outback stay. Tatsächlich sind hier die ersten Ausläufer des Ödlandes das wir später sehen würden, mit identischer Vegetation zu bestaunen. Vorteil aber: Ein Supermarkt und eine Tankstelle in weniger als 200 km Entfernung! Wir waren fast alleine auf dem Campground, und haben die Spaziergänge in die Umgebung sowie die Atmosphäre (nachts wurde es recht windig) sehr genossen. Obwohl es doch ein bisschen creepy war, zugegeben. Die Tour nach Monkey Mia war auch sehr schön, die Shark Bay ist sehr flach und so kann man schon von den Aussichtspunkten aus viele Meerestiere sehen. Die berühmte Delfinfütterung (man versucht hier verzweifelt, das als „Dolphin Experience“ zu verklausulieren, aber nichts anderes ist es) hat uns schon gefallen. Tatsächlich wird Respekt vor den Tieren hier großgeschrieben, und von den 4 Anwesenden Delfinen wollte auch nur einer Fische haben, die anderen haben ein wenig geplanscht und uns aufmerksam beobachtet. Faszinierende Tiere sind es allemal! Auf dem Rückweg gab es dann noch einen Abstecher zum Shell Beach, einer von 2 Stränden weltweit die nur aus Muscheln bestehen. Und der Strand ist riesig…

Nach 2 Nächten in der Ödnis ging es dann über Geraldton (naja, eine kleine ereignislose Stadt halt…) nach Mount Magnet. Hier konnten wir in einer Tagesreise über nicht weniger als 400 km 3 der 4 Biome sehen: Baumreiche Küste, Endlose Weizenfelder, und irgendwann dann nur noch Rote Buschwüste – das Outback. Langsam gewöhnen wir uns an die Entfernungen und die Straßen, die zig Kilometer lang nur geradeaus gehen. Mount Magnet ist die einzige Goldgräbersiedlung, die sich in ihrer Bevölkerung einigermaßen halten konnte, wahrscheinlich da sie einen Verkehrsknotenpunkt darstellt. Nun, davon war aber nix zu sehen :-D, der Ort wirkt wie eine Western-Geisterstadt. Wir haben hier noch den Tourist drive gemacht, auf dem man auf Schotterwegen an alten Minen und komplett verlassenen Orten vorbei fährt. Gerade die Aussichtspunkte waren faszinierend, man merkt wirklich wie isoliert diese Orte sind. Bis zum Horizont in alle Richtungen sieht man nichts als Wüste. Und die nächsten 10 Horizonte ändert sich das nicht.

Auf unserem Weg nach Süden dann haben wir auf Empfehlung des alten Denis in Paynes Find halt gemacht. Der Ort (5 Einwohner) besteht aus einem typischen verkrachten Roadhouse und einer Aufzuchtstation für Kängurus (und, wie wir gesehen haben, Adlern…). Die Anzahl an überfahrenen Kängus die wir gesehen haben ist hoch, und oft überlebt das Joey -das Baby- im Beutel noch einige Tage. Dave und Gail haben es sich zum Ziel gesetzt, diese Kängus aufzuziehen und sie dann in verschiedenen, getrennten Gehegen auszuwildern. Nebenbei haben sie uns viel über das Leben im Outback erzählt. Sie sind gleichzeitig Feuerwehr, Wetterstation, Ersthelfer (bis der Doc mit dem Flugzeug eintrifft können Stunden vergehen, also haben sie von Schlangenserum bis Morphin schon mal alles da….) für die ganze Region bis nach Mount Magnet. Das ist ein Gebiet von mehreren zehntausend Quadratkilometern! Kaum zu glauben, dass die beiden das alles ehrenamtlich machen. Trotzdem lassen sie sich ihre Art nicht nehmen (Daves britischer Humor unterhält den ganzen Raum) und haben keine Sekunde gezögert uns aufzunehmen und uns eine Führung und einen Kaffee anzubieten. Das sei eben der Unterschied zu anderswo, meint Gail: Hier seien die Leute wie sie sind und tolerieren und helfen sich gegenseitig. Und wenns jemandem nicht passt, Platz sei ja genug da XD. Das kann man nicht bestreiten.

Jetzt gehts zurück nach Süden, nächster Stopp Wave Rock!

Aktueller Kängurucount: 89 (das war ja klar…)

Aktueller Schlangencount: 5

Aktueller Spinnencount: 0

Jan, Jahrgang 1986, peliepter Redner und Schöngeist

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung