
Toba – Mehr als nur Notfallplan?
Tja, unsere erste Planänderung hat uns erwischt. Eigentlich wollten wir den Kumano Kodo Pilgerweg wandern, Typhoon Mawar (hat sogar schon eine Wikipediaseite…), der genau während der Zeit über Honshu hinweggefegt ist, hat uns aber zur Improvisation gezwungen. Über BBC Weather haben wir erfahren dass extremer Starkregen über der Region des Pilgerwegs niedergehen wird, haben schweren Herzens storniert und unsere Station in Kyoto vorgezogen.
Schon die Anreise nach Toba war etwas… abenteuerlich. Regen und Überschwemmungen waren anscheinend so stark, dass alle Schnellzüge abgesagt wurden – am Bahnsteig in Kyoto herrschte Chaos, die Durchsagen sprachen davon es würde „later“ noch Züge geben, aber nur bis Nagoya… nun, dann haben wir uns einfach ein paar Stunden auf den überfüllten Bahnsteig gesetzt und tatsächlich noch einen Zug bekommen. Stehend, ohne Platz die Rucksäcke während der Fahrt abzunehmen, wurscht.
Mit einem Tag Verspätung kamen wir dann also in Toba auf der Halbinsel Shima an. Wir haben uns für ein AirBnB entschieden, was uns ein bisschen mehr Platz ermöglicht hat. Toba ist ein sehr kleiner, etwas verschlafener Küstenort am Eingang des Ise-Shima Nationalparks. Es gibt hier sehr schöne Ecken, man muss sie aber suchen. Das Toba Aquarium sieht von außen aus wie eine Bruchbude, war aber eines der schönsten die wir bisher sehen durften (für mich noch vor dem berühmten Monterey bay aquarium), mit vielen Themenbereichen, Vorführungen und zwei singenden Muränen ;-). Wir sind dann abends noch auf eine verlassene Schule gestoßen – The Last of us lässt grüßen. In vielen Nebenstraßen findet sich immer wieder ein netter Tempel versteckt in einem Wäldchen, alles wirkt hier friedlich. Vielleicht auch, weil hier fast keine westlichen Touristen anzutreffen waren? Ach ja: und ich bin -wie ich jetzt weiß- kein Tatmi-Mattenschläfer. Ich hatte solche Nackenschmerzen bekommen dass ich um 2 Uhr mich zu einem Nachtspaziergang entschieden habe. Zu meiner Überraschung waren einige Tempel offen, und so konnte ich ein paar Bilder nur für mich allein schießen. Gepennt hab ich dann im Zug nach Hiroshima.
Am 2. Tag waren wir im Nachbarort Ise. Hier geht es deutlich belebter zu (aber wieder fast ohne westliche Touris), weil sich hier der wichtigste Schrein Japans befindet, der Ise-jingu Schrein. Tatsächlich waren wir hier auch etwas vorsichtiger, wir wurden gleich am Eingang von einer Passantin instruiert wie man sich richtig die Hände rituell reinigt, bevor man die äußeren Anlagen betritt (wir haben es nicht verstanden, aber gelächelt). Irgendwie war schon an der Atmosphäre klar: das ist hier kein Touristen- sondern ein Wallfahrtsort. Bilder vom Schrein selbst darf man nicht machen, die inneren Tempelanlagen dürfen nur die Priester betreten. Die Gärten und Nebenschreine drumherum und schon die an das Edo Wonderland erinnernden Seitenstraßen waren allein aber schon beeindruckend genug. Dementsprechend haben wir dem Treiben mit Staunen und Abstand gelauscht. Dem geneigten Beobachter wird auffallen, wie „neu“ die komplett aus Holz gefertigten Gebäude sind: Das liegt daran, dass Sie alle 20 Jahre ausgetauscht werden – was im Jahre 2013 zum 62. Mal passiert ist…


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