Natur & Wandern,  Reisen

Ost-Java: Vulkane und Wasserfälle

Ja, wir haben zwei intensive Wochen auf Java hinter uns! Den Anfang haben wir in der Region um Yogyakarta gemacht, wozu Andrea schon einen Artikel verfasst hat. Danach sind wir gen Osten nach Malang gereist (im kältesten Zug der Welt). Wir haben uns bewusst im Vorort Batu (nur 200.000 Einwohner…) eingenistet, da die Region hier etwas höher gelegen eine tolle Aussicht und bessere sowie Ruhe vor den Massen bietet.

Andrea hat´s leider gleich am ersten Tag erwischt, im dringenden Tatverdacht steht ein Sahnekaffee bei Starbucks. So fiel sie leider mit einer ziemlich heftigen Lebensmittelvergiftung für einige Zeit aus. Wie es eben so ist, wir haben das beste draus gemacht. Ich musste mir mal meine Brille richten lassen, außerdem waren ein paar Ausrüstungsgegenstände kaputt… Als es ihr Fitnesszustand erlaubte, haben wir die Gegend ein bisschen erkundet. Wir waren in einer Art Nobelviertel gelandet, wo der Verkehr tatsächlich sehr beruhigt war und einige sehr nette Restaurants eine Aussicht über die Stadt erlaubten.

An Tag 5 ging es dann nachts auf den Mt. Bromo. Der Vulkan liegt 2 Stunden östlich der Stadt, wir wurden um 0.00 abgeholt und mit einem rumpeligen Jeep ging es über Sandpisten und Steilhänge zum Aussichtspunkt. Oben angekommen, hieß es erstmal warten auf die gute alte Sonne. Die Einheimischen haben ganz schön gebibbert bei 10 °C, für uns wars o.k. mit Fleece und langem T-Shirt. Der Sonnenaufgang über dem in einer Aschewüste gelegenen Berg (letzter Ausbruch: 2016) war toll, wobei ich erst gegen Ende verstanden habe, dass Bromo der hintere der beiden Berge ist. Bei näherem hingucken und Besteigung stellte sich heraus, dass der benachbarte Mount Batok zwar spektakulär aussieht, aber inaktiv ist. Nicht so der Bromo, vom Rand der Caldera aus den Rauch und den Lärm zu hören und die kleinen Erschütterungen zu spüren war echt ein bisschen creepy… aber definitiv die Erfahrung wert. Man sieht auch deutlich, wohin die Vulkanasche gefallen ist, die der Berg so ausspuckt, das macht diese Landschaft auch so einzigartig. Wir waren beide an Namibia erinnert. Voller Staub ging es dann noch zu einem Wasserfall, dessen Namen ich leider vergessen habe. Schade, denn er war super schön und genau der richtige grüne Kontrast! Erschöpft fuhren wir um 9 Uhr morgens zurück in die Stadt…

Bekannt ist Java auch für seine Wasserfälle. Und wir haben uns gleich am übernächsten Tag auf den Weg zum Tumpak Sewu Wasserfall gemacht, wo wir eine kleine aber sehr nette Unterkunft hatten. Schon die Anfahrt war abenteuerlich, eine Schlammlawine hatte die einzige Brücke eingerissen und so musste unser tapferer Grab-Driver mit viel Unterstützung der Einheimischen über Reisfelder und das Flussbett einen Umweg nehmen. Verspätet angekommen, dann die Schocknachricht: Der Wasserfall ist morgen geschlossen. Warum, wisse man nicht, es gab eine Mail vom Bürgermeister… wie kann man einen Wasserfall schließen, dachte ich noch? Naja, es wäre ja noch eine Stunde hell, sie würden uns spontan hinfahren, sagten die hilfsbereiten Angestellten. Nicht lang überlegt, los gehts, im Eiltempo zum Wasserfall. Am Viewpoint sind wir praktisch alleine, die Tagesausflügler aus Malang schon lange weg. Ein tolles Bild, aber ich wollte unbedingt auch runter in die halbkreisförmige Schlucht. Ein Schild scheint den Traum zunichte zu machen: Ab 15:00 Abstieg verboten. Ach das meinte der Ticketmann mit „Viewpoint, Viewpoint!“. Egal, kein Guard da, also renne ich schnell in Flipflops durch das Tor und die ca. 150 Höhenmeter nach unten, durch Bäche mit Seil, Stufen, Brücken. Unten angekommen ist es schon deutlich dunkler und irgendwie komme ich mir etwas alleine vor… Nun immer dem Rauschen nach, noch 2 mal den Fluss überquert, zum Glück ist da unten am Checkpoint auch niemand mehr. Aber weiter vorne sehe ich noch eine Gruppe Chinesen, puh, bin ich schon mal nicht der Einzige. Im Austausch gegen ein XieXie bekomme ich auch noch ein Foto, auf dem man zum Glück nicht sieht wie fix und alle ich bin :-D. Aber es hat sich gelohnt. Nach einer Nacht wie ein Stein wartet auf uns nun noch ein zweiter Wasserfall, diesmal in Laufweite. Tumpak Sriti heißt der, und Wahnsinn, auch der ist unglaublich beeindruckend und überhaupt nicht überfüllt. Mission accomplished!

Und zum Ende hin ging es nach Banyuwangi, eine Stadt mit Hafen nach Bali und dem berühmten Mount Ijen. Einen der zwei Orte weltweit, an dem man das blaue Feuer sehen kann. Also Schwefel, der über seinem Selbstentzündungspunkt aus dem Gestein austritt und dann bei Luftkontakt anfängt blau zu brennen. Die Bilder davon sind einer der Hauptgründe warum ich unbedingt nach Java musste. Nachdem es sich hier wieder um eine Nacht-Tour handelt hatten wir einen Pausentag, an dem wir einen sehr netten Italiener (Roberto) getroffen haben. Er wollte auch auf den Berg und hatte schon eine Tour, da habe ich mich gleich mit eingebucht. Nachdem Andrea immer noch nicht ganz fit war und der Ijen eine angeblich schwere Tour ist sie zurückgetreten, so musste ich dann aber doch nicht ganz alleine da hoch. Die Anfahrt war diesmal fast gemütlich, dann hieß es warten, denn erst um 2:00 werden die Tore geöffnet. Unsere Gruppe war vom Lauftempo so heterogen dass Roberto und ich schon auf den ersten Metern praktisch allein unterwegs waren, das sollte sich bis zum Ende nicht ändern. Der Anstieg war straff, unser Tempo auch, aber nicht so hart wie befürchtet. Irgendwann flachte der Weg ab, und der beißende Gestank nach Schwefeldioxid verriet uns, der Krater kann nicht weit sein. Gasmasken aufgesetzt und da sahen wir auch schon die Gruppen vor uns, die sich wie Ameisen die Wand hinunterschlängelten. Wir haben uns an die erste beste drangehängt und sind abgestiegen. Unterwegs trafen wir immer wieder Minenarbeiter, die hier mehrmals täglich die 700 Höhenmeter und 10 km laufen (Roberto hatte eine Smartwatch) – mit 60 kg Schwefel in Tragekörben auf den Rücken, ohne Masken, für 10 Euro pro Tag. Keine Zeit darüber nachzudenken, da kommt schon die erste Gruppe uns entgegen. Sie seien umgedreht, heute gäbe es kein blaues Feuer hätten ihnen die Miners verraten. Kurze Lagebesprechung, was tun? Sch**egal, wir gehen runter, I don´t believe in the no-win scenario. Nachteil: Wir haben jetzt auch den Guide der anderen Gruppe nicht mehr dabei, der den Weg kennt. Praktischerweise sieht man immer mal wieder einen Miner und gegen ein Lächeln und ein paar Rupien bekommen wir Tips. Ein bisschen wie in den Minen von Moria, denke ich genau in dem Moment wo Roberto meint jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Balrog. Schlussendlich kommen wir unten an einer rauchenden Fumarole an, der Qualm beißt in den Augen, in der Lunge, in der Nase. Sitzt die Maske? Ich erinnere mich daran dass der Berg in den letzten Jahren immer mal wieder gesperrt war wegen Gasunfällen. Kann sich H2S aus Schwefeldioxid bilden? Puh, Anorganik ist lange her und es ist ohnehin ein bisschen früh für sowas. Also ein paar Fotos gemacht, weiter runter bis wir vor dem Kratersee stehen. Hier tritt das Gas aus den gelegten Rohren aus, flüssiger Schwefel scheidet sich dann am Ende ab. Und in dem Qualm laden die Minenarbeiter dann die Schwefelbrocken ein, kaum zu glauben. Angeblich hat der See pH 0.5, mein mitgebrachtes Taschentuch löst sich aber nicht sofort auf. Neben uns ein offensichtlich frustrierter Engländer, der auf seinen armen Guide einredet: Warum ist das blaue Feuer nicht da? Mist, denke ich. Es wird uns beiden zu bunt, wir fangen an zu husten, nachdem immer mehr Qualm vom See her zieht und die Sicht verdeckt. Na gut, wir gehen wieder, meint Roberto. Nach ein paar Metern eine Intuition, nein, ich will nochmal zurück, lauf schonmal voraus. Ich gehe nah an eine Fumarole und mache noch ein Video, da hinten ist eine Gruppe von 5-6 Leuten die mit ihren Handys fuchteln. Moment, da muss ich hin. Und tatsächlich, aus einem Kanal steigt an der Spitze ein winziges, aber deutliches blaues Feuer auf. Handy raus, Fotos, Videos, egal wieviele gemacht, kurz das Feuer bestaunt, da tippt mir ein Guide auf die Schulter: „Dangerous sir, dont stay in the gas for too long!“. Gut, wenn sogar er es sagt, dann muss es wohl stimmen. Nix wie raus aus dem stinkenden Sumpf. Den Berg hoch, alle husten vor sich hin, aber je höher wir kommen desto besser wird die Luft. Den Sonnenaufgang schauen wir uns, oben angekommen, nicht an, stattdessen machen wir noch gemütlich ein paar Bilder des Kraters im Licht. Verrückt, dass wir da unten gerade waren.

Viele machen die drei bekannten Attraktionen Ost-Javas in einer Dreitagestour. Ich bin ganz froh dass wir das auf 5 Tage ausgedehnt haben, denn die Entfernungen und der nicht-Schlaf sind schon anstrengend. Die Erlebnisse an sich waren… episch. Anders kann ich es nicht beschreiben. Jetzt ist aber erstmal Erholung im schönen Bali angesagt!

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Jan, Jahrgang 1986, peliepter Redner und Schöngeist

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