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House-sit in Canberra

Und schwupps – innerhalb kürzester Zeit fliegen wir von Melbourne nach Canberra! Direkt am Flughafen werden wir von Kerrie & Lindsay, dem australischen Ehepaar abgeholt, dessen Hund Walter wir nun für ganze 2 1/2 Wochen beaufsichtigen werden. Von beiden werden wir herzlich in Empfang genommen und wir fühlen uns von Anfang an wohl. Kerrie & Lindsay sind nett, stellen aufmerksame Fragen, überzeugen uns durch ihren Humor und ihre Weltoffenheit. Auch Walter, den 42 kg schweren Golden Retriever schließen wir natürlich sofort in unser Herz. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Lasagne & Wein hatten wir noch weiter Zeit die beiden Kennen zu lernen. Für mich (oder uns) war es spannend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen sein können, die bereits das Rentenalter erreicht haben. Während ich mir vorstelle, dass so viele Rentner in Deutschland energielos ihr Dasein fristen, berichtete uns das Paar, dass sie vor Corona mit ihrem Geländewagen 2 Jahre durch Australien gereist sind und auch sonst immer mal wieder gerne die Welt sehen, z.B. zuletzt Indien. So eine Ausstrahlung und eine Freude möchten wir auch – wenn wir in Rente gehen – aufrecht erhalten. Das gleiche gilt für die netten Nachbarn Linda & Trevor, die uns promt auf ein „barbie“, also zum Grillen bei sich eingeladen haben, nachdem sie erfuhren, dass wir für eine Zeit lang als neue Nachbarn fungieren. Die beiden waren in etwa Mitte 60 und erzählten uns stolz, dass es ihnen hier zu langweilig wäre und sie mal wieder Lust auf Veränderung hätten. „Wow“, dachten wir, „klingt wirklich so, als hätten die Australier eine andere Grundeinstellung, als bei uns“.

„Keep Walter happy“

Walter ist ein gemütlicher Hund, der sich nicht allzu viel bewegt, doch wenn es es tut, dann schnappt er sich gerne mal einen Schuh, mit dem er dann durch das Haus braust und ihn im Anschluss in seine Einzelteile zerlegt. Wir wissen das mittlerweile sehr genau, da seine Leidenschaft fürs kaputt-kauen uns insgesamt 3 Paar Flipflops gekostet hat. Aber unserem Walter, alias Walterloo, alias Walterino kann man nun einfach nicht böse sein. Unsere Aufgabe bestand also hauptsächlich darin, unseren Freund Walter bei Laune zu halten. Oder wie uns das Ehepaar sagte „keep Walter happy“! D.h. unsere tägliche Routine bestand darin ihn zu füttern und um 08:30 Uhr zum Dog-Park zu fahren. Walter hat auch ein eigenes Fahrzeug, das wir während des house-sits netterweise mitbenutzen durften 😉 Mit der Zeit lernten wir alle Freunde von Walter bzw. die zum Hund zugehörigen Herrchen kennen und hatten meist im Dog-Park auch immer sehr nette Gespräche. Zwischen unseren morgendlichen und abendlichen Gassi-geh-Runden nutzen wir die Zeit hauptsächlich, um uns von den längeren Reisephasen zu erholen, aber natürlich auch um uns endlich selbst einen Eindruck von Canberra zu machen. Gerade nach längerer Zeit im Campervan war es wieder nett, eine Art geregelten Alltag zu haben, etwas raffiniertere Gerichte zuzubereiten oder einfach mal nix tun und dabei kein schlechtes Gewissen zu haben!

The Walter game 😀

Canberra – unbeliebteste Stadt Australiens?

Als wir Australiern, denen wir auf unserer Reise begegneten von unserem geplanten Aufenthalt in Canberra erzählten, reagierten die meisten in etwa gleich: „Da wollt ihr wirklich hin?“ Canberra gilt nämlich als eine der unbeliebtesten Städte, da nicht wirklich was los ist, es kein Meer zum surfen gibt und – im Vergleich zu anderen australischen Städten – kälter ist. Wir haben uns also einfach mal alles angesehen und fanden es grundsätzlich sehr nett und definitiv besser als sein Ruf ihm voraus eilt. Auf der anderen Seite war der Aufenthalt für uns perfekt, weil wir eben genau nur Ruhe und Erholung gesucht hatten. Die Stadt selbst wirkt ein bisschen generisch aufgebaut und sehr „clean“. Wo man z.B. in Melbourne ranzige Straßen mit Street Art zu bestaunen hatte, findet man so etwas in Canberra, wo alles sauber und aufgeräumt ist, wohl eher weniger. Wer sich also überlegt, selbst Canberra einen Besuch abzustatten, sollte sich einfach vorher fragen, was er dort sucht. Eher Ruhe & Entspannung oder mehr Nachtleben oder eine Surfer-Community? Neben ein paar netten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt haben wir aber unter anderem ein sehr nettes Naturreservat besucht. Außerdem hatten wir in zahlreichen Shops Gelegenheit, unsere doch etwas ramponierte Ausrüstung aufzustocken. Neue Schuhe, die zerrissenen Socken und Hemden ausgetauscht…

Resümee der Reise-Pause & Reisegedanken

Nachdem wir inzwischen schon viele Monate unterwegs sind, wissen wir, dass Reise-Pausen dazugehören und – je nachdem wie lange und intensiv man reist – manchmal wirklich nötig sind, um danach wieder gestärkt und „geleert“ weiter machen zu können. Zum einen ist man es irgendwann einfach leid, seinen Rucksack jeden Tag ein-und auszuräumen oder sich jeden Tag an eine neue Umgebung, z.B. ein neues Bett zu gewöhnen oder heraus zu finden, wie man im jeweiligen Bad die Temperatur in der Dusche perfekt einstellt. Zum anderen ist eine Weltreise eine extrem intensive Zeit, in der man quasi am laufenden Band die Wunder dieser Welt erlebt. Ich würde sagen die Gefahr darin besteht darin, dass man a) irgendwann alles für selbstverständlich ansieht und b) einfach zu viel aufnimmt und mit dem emotionalen Verarbeiten überhaupt nicht mehr hinterherkommt.

Die meisten Weltreisenden erhoffen sich auch durch die Reise, Antworten auf Fragen des Lebens zu finden. Häufig wird berichtet, dass man dabei wirklich „zu sich kommt“ und danach weiß, was man mit dem Rest seines Lebens anfangen möchte. Ich würde sagen, solche Erfahrungsberichte klingen super – aber meiner Erfahrung nach zeigt die Realität eher, dass man oft gar keine Zeit hat, sich tief mit sich selbst, seinen Wünschen und Zielen zu beschäftigen, weil man zu viel Input von außen hat (Routen organisieren, Hotels buchen, Sightseeing machen, Wanderungen und Parks besuchen – oder wie in meinem persönlichen Fall nebenbei „einfach“ weiter zu arbeiten – etc. etc.). Zum anderen habe ich auch das Gefühl, dass eine solche Reise – wenn man denn in ruhigen Momenten auch endlich dazu kommt, in sich zu gehen und über das Leben nachzudenken – mehr Fragen aufwirft, als das man Antworten erhält. Man erhält durch die Reise ja wieder ein „erweitertes Weltbild“ und denkt größer. Klingt doof, ist aber so. Ich denke, die Momente, in denen man das Gefühl hat, dass etwa voran geht, man eine Idee oder Vision hat, die einem gefällt, kommen auf Reisen definitiv auf, aber man muss ihnen auch Raum geben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ruhe-Phasen einer Reise definitiv dabei helfen, sich zu fokussieren. Schauen wir mal, mit welchen Ideen, Visionen und Plänen wir dann im Frühjahr 2024 nach Deutschland zurück kehren..

Bis dahin ist aber noch lange Zeit. Nachdem die Akkus nun wieder aufgeladen sind, geht es für uns weiter in die nächste Reise-Phase, die turbulenter angefangen hat, als uns lieb war. Was passiert ist und wie es für uns weiter geht, erfahrt ihr dann im nächsten Artikel!

Bis dahin eine gute Zeit und liebe Grüße

Andrea

Drea, Jahrgang 1987, Nerd & Reisebegeisterte

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