
Bukit Lawang – Orang Utans, mental breakdown & crazy frog toilet…
Auf ins Abenteuer! Nach unserem kurzen Aufenthalt in Kuala Lumpur ist nun Indonesien an der Reihe, von uns, Haus Uhlu erkundet zu werden. Ganz besonders Jan hat großen Wert darauf gelegt, auch mal abseits der ausgetrampelten Touri-Pfade unterwegs zu sein und echte Dschungel-Erlebnisse zu sammeln.
Somit holte uns ein Fahrer am Flughafen ab und sollte uns 3 Stunden bis nach Bukit Lawang bringen, von wo aus wir ganz nah am Gunung-Leuser-Nationalpark für ein paar Tage im Dschungel übernachten sollten. Schon bei der Abholung gab es einige Missverständnisse. Wir – inzwischen bereits geübt – holen am Flughafen immer 1. Geld, und 2. eine Sim-Karte, auch eine kurze Pinkel-Pause macht dann meistens Sinn. Unserer Fahrer aber meinte, „ne ne, das könnt ihr alles da hinten bekommen.“ So stiegen wir erstmal in den Wagen und fuhren los. Nach ca. 10 Minuten fing ich mich an zu fragen, ob die Einkaufsmall oder wo auch immer er uns hinfahren will, nicht bald in Sicht sei. Schließlich hielt er in einer Art Verschlag und brabbelte nur „ATM“ und „SIM-Card“. Verdutzt stiegen wir aus und stellten schnell fest, dass es sich um eine Wechselstube (mit hohen Gebühren) aber zumindest um einen Sim-Karten-Verkaufsstand handelte. Weit und breit keine Toilette. Mit Händen und Füßen versuchten wir ihm nun zu verstehen zu geben, dass wir weder Geld haben, das wir dort tauschen wollten, noch so dumm sind eine teure Wechselstube zu nutzen, wenn wir doch an jedem beliebigen ATM-Automaten Geld abheben konnten. Und, dass wir halt einfach absolut kein Geld hätten, so war es uns auch nicht möglich, wenigstens eine SIM-Karte zu kaufen.
Long story short: mit der Übersetzungs-App und einigen komplizierten Erläuterungen fuhr er uns zu einem Hotel in der Nähe. Dort konnten wir dann endlich Geld abheben. Nachdem das mit der Sim dann stunden zu dauern schien, fuhren wir endlich los. Juhuu..nur noch 3 Stunden…während wir Zeuge eines hässlichen Unfalls auf der Straße waren und schonmal einen Vorgeschmack auf den Indonesischen Fahrstil bekommen konnten.
Im Dschungel angekommen – ich muss durch den Monsuuuun!
Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das kleine Örtchen Bukit Lawang. Die Tour sah vor, dass wir bei unserem Host die großen Backpacks zurück ließen und nur das Nötigste mit in unsere Dschungelhütte mitnahmen. Beladen mit Rucksäcken und Beuteln traten wir mit unserem Guide also den Weg an…als schon die ersten Wassertropfen auf uns hinunter regneten. Wir machten noch Witze und waren noch guter Laune, als es durch das Dorf ging. Ob wir noch ein Bierchen in einem der zahlreichen Restaurants trinken sollten? Ne, lieber schnell zur Hütte hoch!
Die kleine Straße mündete sodann in einen Trampelpfad, welcher ganz nah am großen Fluss vorbei führte und dann hoch in die Berge. Es regnete, und regnete. Die Leuchtkegel meiner Headlamp dampfte und vor Regen konnte man kaum mehr etwas sehen. Die Regenjacke war dann auch binnen 10 Minuten vollgesogen. Nass bis auf die Unterhosen wanderten wir also weiter, denn es gab kein Zurück, nur ein Vorwärts! Ein kurzer Stopp an einem hölzernen Unterstand, wo uns zwei Indonesische Jungs ganz stolz zeigten, wie viele Fische sie im Fluss mit ihrer Harpune gefangen hatten. Kurz zeigte er mit der Harpune auf mich. Nachdem ich vor einiger Zeit das Buch Die geilste Lücke im Lebenslauf: 6 Jahre Weltreisen* von Nick Martin gelesen hatte und dieser in Fidschi von einem Einheimischen Versehentlich mit einer Harpune in die Brust getroffen wurde, reagierte mein Verstand blitzschnell und ich bat ihn umgehend, das Ding doch bitte nicht auf mich zu richten. Da der Regen nicht nachlies setzten wir unseren unheilvollen und durchnässten Weg fort und erreichten dann irgendwann das Camp. (*Das Buch ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert und motiviert zum Weltreisen, daher habe ich euch einen Afiliate-Link für Amazon dazu erstellt)





Frog Toilet Baby!
Im Camp angekommen erfuhren wir, dass unsere Hütte auch gleichzeitig die Hütte für alle anderen war, also für die Küche, Toilette, Schlafplatz unserer Guides usw. Zwei weitere Gäste, waren auch dort und erzählen gleich etwas über ihre Tour am vorherigen Tag und, dass, wenn man hier Wäsche zum trocknen aufhängen würde, es sowieso nichts bringt, da die Luftfeuchtigkeit zu hoch sei. Total durchnässt und teilweise ohne trockene Ersatzkleidung (die Ersatzkleidung wurde leider auch nass) robbten wir in unser Schlafgemach. Was sich um eine alte, eklige schimmelige von was auch immer für Krabbeltieren besiedelte Matratze handelte, die genauso roch, wie du dir jetzt gerade in deinem Kopf vorstellst: bäh bäh mäßig! Doch man versucht ja das Mindset aufrecht zu erhalten und einfach nur Schlaf zu finden (ich hatte nämlich in der Nacht zuvor auch kein Auge zugetan). „Wo ist hier denn eigentlich die Toilette“, fragte ich noch ganz naiv. Auch hier hatten unsere Nachbar-Jungs schon Erfahrungswerte gesammelt und meinten „ja, es gibt eine aber so empfehlenswert ist das nicht. Da sind überall Frösche“. Während ich einen Teil der Nacht hin und her wälzte, keinen Schlaf fand, bereits mental sehr sehr angespannt war, drückte jetzt auch noch die Blase. So blieb mir keine Wahl – Frog-Toilet ich komme!
Jan war so lieb und hat mir geleuchtet. An dem Punkt war ich aber schon so down (ich wollte hier weg! und zwar sofort!), dass das abrupte Quaken der Frösche bei mir dann das Fass zum Überlaufen gebracht hat (normalerweise fressen Schlangen ja gerne Frösche, ich fühlte mich also überhaupt und in keinster Weise mehr sicher x.x). So vergoss ich ein paar Tränen und erklärte Jan schluchzend, dass von meinen 100% Komfort-Zone gerade nicht allzu viel übrig war. Durch den Regenschauer kamen z.B. auch die elektronischen Geräte (trotz Wasserschutz) gerade mal so davon, aber ich war mir sicher, meine Kamera sei hinüber, mir war kalt, es stank, es juckte, wir hatten keine Privatsphäre, es gab keine Dusche, ich hatte 2 Tage nicht geschlafen…und verdammt nochmal, nichts passt gerade für mich! „Ich will zurück nach Japan zu meiner geliebten sprechenden Toilette mit beheiztem Sitz!“, denke ich…
Am nächsten Morgen buchten wir in unserer Not eine Unterkunft im Tal. (Jan ist deutlich härter im Nehmen, aber auch er hatte keine trockenen Klamotten mehr) Ich wollte einfach nur noch eine heiße Dusche und schlafen. Selbst die tolle Aussicht konnte das Gefühl dann nicht wieder wett machen. Natürlich hatte auch jeder mitbekommen, dass die Tussi aus Deutschland wohl in der Nacht geweint hatte – war ein bisschen ein walk of shame für mich dann wieder den Weg nach unten anzutreten. Aber auf der anderen Seite. Mei, man hat halt auch Gefühle und Emotionen und manchmal muss auch das mal raus. Eine Weltreise ist nicht gradlinig und immer in allen Situationen toll. Sie kann auch einfach mal scheiße sein!
Unten angekommen hatten wir dann im Verhältnis eine bessere Unterkunft, aber auch die war nicht optimal (alles feucht, ohne warmes Wasser) aber hey – man weiß dann schonmal kleinere Verbesserungen wieder mehr zu schätzen. Die restlichen Tage schliefen wir uns also aus, buchten unsere Jungle-Tour und auch einen Trip durch das nächstgelegene Dorf. Daher kommen wir nun auch zu den positiven Aspekten, nachdem der Start (zumindest für mich) ein bisschen holprig war.





Jungle-Tour und Orang Utans
Wieder gut ausgeschlafen und wohlgenährt (mit Jungle-Curry, Gado Gado, Fruchtsäften und Co) traten wir also den Weg in den Dschungel an. Von Guide und Azubi-Guide begleitet sahen wir bereits schon vor dem Eingang zum Park die ersten Orang Utans. Sofort bildete sich eine Menschen-Traube und alle blickten erstaunt auf die orangefarbenen Affen! Wow, das war schon cool! Tiefer auf den Pfaden im Dschungel konnten wir noch einige weitere Exemplare entdecken (auch mit Baby Oran Utans) sowie Makaken und einen kleinen Lizzard. So krass wie z.B. in Costa Rica war es aber dennoch nicht. (diese Aussage ist schon jammern auf hohem Niveau!). Trotzdem waren wir natürlich überglücklich über die Oran Utans. Einer kam tatsächlich zu nah an eine Gruppe von Menschen und wir waren Zeuge, wie der Oran Utan nach einem Rucksack eines Jungen griff (ein Guide kam gleich zur Unterstützung und der haarige Freund musste leider ohne brandneuen Rucksack von dannen ziehen..)










Später dann fuhren wir mit dem Jungle-Taxi wieder zurück. Was zur Hölle ist das nun wieder? In Bukit Lawang fährt jeder, der etwas auf sich hält, nach einer erfolgreichen Wanderung im Dschungel mit einem Reifen wieder den Fluss entlang und kann dann direkt beim jeweiligen Hotel abgesetzt werden. Ab mit den Sachen in einen Plastik-Beutel. Mit aneinandergeketteten Reifen, vor und hinter uns ein Kapitän, genossen wir also das Wildwasser-Tubing, das tatsächlich auch eine ganze Menge Spaß gemacht hat! Mit dieser Art der Durchnässung kam ich dann definitiv besser klar! Die gute Laune war wieder hergestellt! Vielleicht auch, weil uns ein Ständchen gesungen wurde…
Jungle Song
Jungle Treck, Jungle Treck, in Bukit Lawang.. irgendwas mit irgendwas und dem Orang Utan!
Am besten, ihr hört es selbst:
Ich würde auch sagen am meisten haben uns die netten Leute dort begeistert. Jeder, einfach jeder hat einen morgens freundlich und mit einem echten Lächeln auf den Lippen begrüßt und auch unsere Guides in der neuen Unterkunft waren total lieb und immer um uns bemüht! Letztlich ist das das, was ich von dieser Station mitnehmen will. Es hat sich gelohnt, wegen der Menschen und natürlich auch wegen der atemberaubenden Natur!
Village-Tour: Zucker, Tofu, Kokosnüsse
Am nächsten Tag hatten wir das Vergnügen mit unserem Guide Bob in einem Moped mit Beiwagen die Umgebung zu erkunden. Bob erklärte uns (leider) auch, wie die zunehmenden Palmöl-Plantagen sein Heimatdorf vereinnahmen würden und auch heimische Tiere wie Affen immer weiter in den übrig gebliebenen Dschungel zurück treibt, da sie auf den Palm-Monokulturen keinen Lebensraum finden. Die Info war für mich nicht neu (man kennt das ja auch Dokumentationen) aber es regt einen doch wieder um Nachdenken an, was sicherlich wieder einen Einfluss auf mein künftiges Konsumverhalten haben wird (wo ist überall Palmöl drin? Gibt´s was Alternatives, ohne?) Doch schon sind wir in der nächsten Station bei der wir im Hinterhof eines alten Mannes ankommen, der Rohrzucker zu kleinen Plätzchen einkocht uns gleich eins zum Probieren reicht. Ja gut..so ähnlich wie Fudge. Viel gesünder als eingekochte Zuckerplätzchen ist jedoch Tofu. So ging es in eine Tofu-Factory, die gefühlt aus 5 Leuten und einem riesigen Kessel bestand. Jan durfte am Ende dann sogar kleine Tofu-Würfel schneiden. Ob das so akkurat war? Naja, sagen wir das war der German-Tofu. Mit einer Kokosnuss am Flussufer ließen wir die Tour ausklingen. Bob nahm ein bisschen Tofu für uns mit, welches der Koch in unserer Unterkunft auch gleich verarbeitete und wir dann zum Abschluss noch ein leckeres Tofu Sambal genießen durften! Sehr köstlich!





Zusammenfassung & Fazit Bukit Lawang
Bukit Lawang ist kein Bali. Und das ist auch gut so. Ich finde, es ist auf jeden Fall eine Reise wert und es war vor allem auch eine tolle Erfahrung auf der Terrasse direkt am Fluss zu sitzen und die abendlichen Affen-Grüppchen auf ihrem täglichen Durchmarsch beobachten zu können. Selbst mehrere riesig große Lizzards konnten wir sichten! Wir haben schon einige ähnliche Touren in anderen Ländern gemacht (z.B. Thailand, Laos, Costa Rica) und damals hatte es sich häufig gelohnt auch Unterkünfte zu wählen, die fernab der Hauptstraßen liegen. Hier war das allerdings anders, da das Tal eigentlich ganz gemütlich war und man direkt dort Affen gesehen hat!! Ich würde also je nach Wohlfühl-Grad das nächste Mal ein besseres (dann natürlich auch teureres) Hotel oder Guesthouse wählen, zumindest (für mich) mal mit warmem Wasser und einem Bett das hygienischen Standards entspricht.
Jedes Haus bietet einem die Möglichkeit mit einem Guide in den Dschungel zu wandern. Schnipp einmal mit den Finger und du kannst deine Tour buchen (die Preise sind alle annähernd die gleichen) Man kann zwischen 1 Tag und fast einer ganzen Woche wählen. Wer also Orang Utans sehen möchte muss wirklich nicht weit laufen, die bekommt man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einer 1-Tages-Tour zu sehen. Soweit wir gehört haben lohnen sich dann erst wieder die längeren Touren ab 4, 5, 6, oder 7 Tagen, weil man dann auch wirklich die Chance hat tief in den Dschungel einzutauchen. Berichten zufolge soll man dann auch deutlich mehr Tiere zu Gesicht bekommen. Aber…ja wer weiß, vielleicht ja eine Idee fürs nächste Mal? 🙂
Viele Grüße, Andrea & Jan
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